In der Holstein-Warmzeit erschien erstmalig in Europa als Zuwanderer aus Asien der Auerochse oder Ur (Bos primigenius). Er bevorzugte mehr offenere Landschaften, während der Wisent (Bison bonasus), die zweite bei uns heimische Wildrindart, vor allem in den Wäldern und Waldsteppen lebte. Der Ur ist eindeutig der Vorfahre unserer heutigen Hausrinder, während der Wisent nie domestiziert wurde. Bei Baggerarbeiten zur Torfgewinnung im Prerauer Stich bei Zehdenick fand man in den 20er Jahren zwei Hornträgerzapfen mit Schädelresten des Auerochsen und eine Elchschaufel. Sie wurden 1975 dem Naturkundemuseum in Berlin übergeben und dort auf ein Alter von 10 – 15 000 Jahren geschätzt (Bormeister, 1997). Bei Baggerarbeiten zur Begradigung der Havel bei Oranienburg zwischen 1911 und 1913 wurden zwei Schädelreste mit Stirnzapfen sowie Knochenreste des Auerochsen gefunden. Sie befinden sich im Kreismuseum Oranienburg (persönliche Mitteilung). Wie lange der Auerochse in der Schorfheide gelebt hat, ist nicht nachweisbar. Nach Akimuschkin (1972) waren die Auerochsen in Westeuropa bereits um 1400 ausgerottet. 1627 ist der letzte freilebende Ur im Urwald von Jaktorow, westlich von Warschau, erlegt worden. Dort gab es 1564 noch 30, 1599 noch 24 und 1602 nur noch 4 Auerochsen (Hobusch, 1983). Auch der Wisent war in der Schorfheide heimisch, wenngleich hierüber keine Zeugnisse mehr vorhanden sind.
1518 dankte Kurfürst Joachim I. von Brandenburg dem preußischen Hochmeister Friedrich von Sachsen für einen übersandten lebenden Wisent, weil dieses Wild „bey uns frembde und seltzsam ist..“ Danach dürfte der Wisent in Brandenburg bereits längere Zeit nicht mehr heimisch gewesen sein. Demgegenüber hielt er sich in West- und Ostpreußen noch bis zum 17. Jahrhundert. Zur Regierungszeit Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) wird ein Bestand von 117 Stück für Ostpreußen angegeben.
Der König hat vom Lebendfang von Wisenten, teils für seine Tierhetzen, teils zu Geschenkzwecken, einen übertriebenen Gebrauch gemacht, statt die zusammen -schmelzenden Bestände sorgsam zu schonen.
Sie schrumpften bis Mitte des 18. Jahrhunderts auf 2 Stück zusammen. Daher ließ Friedrich der Große 1750 einen Wisentstier aus dem Tiergarten in Berlin zu den noch vorhandenen beiden weiblichen Tieren nach Ostpreußen schaffen. Aber schon 1755 wurden die letzten Wisente in Ostpreußen von Wilddieben erlegt. Damit war auch hier der Wisentbestand erloschen (Mager, 1941). Um die Namen der beiden Wildrinder hat es seit jeher Irretationen gegeben. Wildforscher und Jagdschriftsteller haben schon sehr früh darauf hingewiesen, daß diese immer wieder verwechselt oder gar beide Arten für ein und dasselbe Tier gehalten wurden. Heberstein nahm bereits 1527 Anstoß an dem herrschenden Durcheinander der Bezeichnungen für Ur und Wisent. In der späteren Ordenszeit verschwindet in Preußen der Name „wesent“ ganz aus dem Sprachgebrauch. Der Wisent wird nunmehr bis zu seinem Aussterben stets als Uwer oder Auer in unterschiedlicher Schreibweise bezeichnet (Mager, 1941). Es kann daher als sicher gelten, daß es sich bei allen nach 1500 in Brandenburg auftauchenden Hinweisen auf Tiere namens Uwer, Auer oder auch Auerochs stets um den Wisent handelt. Überall vom Menschen bedrängt, hatten die letzten Wisentherden im Urwaldgebiet von Bialowieza, einer versumpften, flachen Waldgegend, Zuflucht gefunden. 1802 stellte sie Zar Alexander I. unter Schutz. Aber auch das half nicht: 1914 betrug der Bestand in Bialowieza noch 727 Tiere, 1916 sollen es noch 200, ein Jahr später aber nur noch 9 gewesen sein. Ende 1920 lebte nur noch eine einzige Kuh, die schließlich am 9. Februar 1921 niedergestreckt wurde
Glücklicherweise gab es in Westeuropa in Zoos und in Privatbesitz noch Nachfahren der Bialowiezer Wisente. Eine der größten Herden weidete im Wildpark des Fürsten von Pleß in Oberschlesien (ab 1921 polnisch). Sie zählte 74 Wisente, die alle von einem Bullen und drei Kühen abstammten. In den bewaffneten Auseinandersetzungen in Oberschlesien wurden in den Jahren 1919 bis 1921 die Pleßer Wisent- und Rotwildbestände mit Maschinengewehren niedergemäht. Nur 3 Wisente blieben schwerverletzt übrig. Nach Entfernen der Kugeln bildeten die Wisentkuh „Planta“ und der Wisentstier „Planton“ den Grundstock für eine neue Zucht. Von diesen beiden Tieren stammen alle heute noch lebenden reinrassigen Flachlandwisente ab (HOBUSCH, 1990).
Als 1932 die Zoologin Erna Mohr das erste „Herdenbuch“ für Wisente veröffentlichte, konnten nur 30 reinrassige Tiere genannt werden. Es ist vor allem das Verdienst der Gebrüder Lutz und Heinz Heck, Direktoren der Zoos in Berlin und München, daß es heute wieder eine größere Zahl reinrassiger Wisente gibt.
Auch der Elch war, wie hin und wieder gefundene Reste (vor allem Geweihreste) beweisen, in der Heide heimisch gewesen. Nach Auffassung von Rehberg (1940) ist er hier aber noch vor dem Auerochsen und dem Wisent verschwunden.
Zu den in der Schorfheide ausgerotteten Wildarten zählt auch der Europäische Biber. Er spielte schon im Mittelalter als geschätzter Fastenbraten eine große Rolle. Als besonderer Leckerbissen galt der Biberschwanz. Von Quacksalbern aller Art sehr begehrt war das sog. Bibergeil (man zahlte beim Seltenwerden des Tieres zeitweise die enorme Summe von 180 Gulden für die Geilsäcke eines alten Männchens). Es sollte gegen alle erdenklichen Übel helfen und die Potenz fördern, vor allem aber galt es als Beruhigungsmittel bei Krampfzuständen. Große Wertschätzung erfreute sich auch der feine und weiche Biberpelz, der als Pelzmütze oder Jackenfutter ein Statussymbol war. Im Mittelalter und auch noch später behielten sich die Landesherren die Jagd auf den Biber bzw. seinen Fang als Regal (königliches Hoheitsrecht) vor. Später nahm man es aber damit nicht mehr so genau. In der „Ortsgeschichte der Parochie Groß-Schönebeck“ von H. Steeger heißt es dazu: „…daß sich auch Biber in den Flüssen und Seen der großen Heide angebaut hatten, wovon Bebersee „Bibersee“ seinen Namen hat. Ein strenger Befehl von 1725 suchte sie vor der Ausrottung zu schützen. Für das Schießen, Nachstellen und Vergreifen an diesen Tieren war eine Strafe von 200 Talern gesetzt, und damit sich niemand entschuldigen konnte, daß er versehentlich einen Biber mit einer Otter verwechselt habe, wurde an den Orten, wo sich Biberkolonien befanden, auch das Schießen und Fangen dieser Tiere verboten“. Schon am 8. Dezember 1707 war ein „Edict, daß keiner an den Bibern sich vergreifen, oder zu schießen sich unterfangen soll“ und am 20. Januar 1714 ein „Edict, keine Biber noch Otter zu fangen oder zu schießen“ erlassen worden. Entgegen diesem Verbot ordnete kaum 20 Jahre später die Kriegs- und Domänenkammer an, daß Biber wegen des durch sie an Dämmen und Deichen verursachten Schadens „künftig von einem jeden ohne Unterschied geschossen und ausgerottet werden mögen“.
Für die Schorfheide nehmen Puppe & Stubbe (1964) an, daß er dort bereits Ende des 17. Jahrhunderts verschwunden war, was allerdings im Widerspruch zu den obigen Angaben von Steeger steht.
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003