Die Tierwelt der Sandheiden

Die wenigen und meist kleinflächigen Sandheiden des Gebietes in den Talsandbereichen und Dünenzügen stellen vielfach Komplexlebensräume aus mehr oder weniger vegetationsarmen Sandtrockenrasen, Zwergstrauchheiden und Sukzessionswäldern dar. Aufgrund der Strukturvielfalt und der besonderen Standortbedingungen finden insbesondere zahlreiche Insekten sowie Spinnen ideale Lebensbedingungen. Strukturreiche Sandheiden können zu den an Tierarten reichsten Lebensräumen gezählt werden. Derartige Lebensräume finden sich beispielsweise im Bereich ehemals militärisch genutzter Flächen und in breiten Hochspannungstrassen.

Vögel und Reptilien

Unter den Wirbeltieren sind einige Vogel- und Reptilienarten typische Bewohner. Ziegenmelker, Heidelerche, Brach- pieper, Wiedehopf und Raubwürger sind charakteristische Vogelarten. Alle Genannten treten, wenn auch selten in der Region auf. Lediglich die Heidelerche ist etwas häufiger anzutreffen. 
  
Eine recht oft vorkommende und charak- teristische Reptilienart ist die Zauneidechse, die bei entsprechendem Struk- turreichtum (z. B. Versteckplätze) auch in reinen Sandtrockenrasen zu entdecken ist. Weitaus seltener ist die Glattnatterim Gebiet.

Insekten

Die Insekten sind durch eine Fülle wärme- und trockenheitsliebender Arten vertreten. Unter den Heuschrecken ist die Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus) eine regelmäßige Erscheinung in vegetationsarmen Sandrasen. In derartigen lückigen Vegetationsbeständen mit freien Sandflächen ist sie vielfach mit der Blauflügligen Ödlandschrecke(Oedipoda caerulescens) vergesellschaftet. In dürrer Vegetation leben auch Verkannter Grashüpfer (Chorthippus mollis) undBrauner Grashüpfer (Chorthippus brunneus). Die etwas fülliger bewachsenen Trockenrasen besiedeln Nachtigall-Grashüpfer (Chorthip- pus biguttulus), Rotleibiger Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis), die zunehmend seltene Feldgrille (Gryllus campestris) und  der  Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus).

Die Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata) tritt oftmals ebenfalls in trockenen Rasen an Grasbulten, Stauden oder Junggehölzen auf. In langgrasigen dichteren Trockenrasen können auch Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) und Zweifarbige Beißschrecke (Metri- optera bicolor) zahlenmäßig hohe Dichte erreichen.

Sehr selten tritt in unserer Region in vegetationsarmen Sandgebieten die Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) neben der ähnlichen und weitaus häufigeren Blauflügligen Ödlandschrecke auf.

Unverwechselbar sind die vielfach auf offenen Sandflächen zu beobachtenden Sandlaufkäfer. Meist handelt es sich um Cicindela hybrida, seltener ist Cicindela sylvatica an gehölzreicheren Standorten. Markante und zahlreiche Bewohner der Sandheiden sind die Ameisenlöwen, die Larven der Ameisenjungfern (Myrmele- ontidae). Während die erwachsenen Tiere dieser Netzflügler-Art recht selten zu sehen sind, findet man die Fangtrichter der Larven manchmal selbst in kleineren Flächen mit trockenen und lockeren Böden.

Ein typischer Vertreter der Tagfalter in den Zwergstrauchheiden unserer Region ist der Ginsterbläuling (Plebeius idas). Noch immer regelmäßig tritt in den bodensauren Sandgebieten der Region auch die Rostbinde (Hipparchia semele) auf. In den Übergangsbereichen von trockenen Wäldern zu Magerrasen leben Violettsilberfalter (Lycaena alciphron) und Dukatenfalter (Lycaena virgau- reae).   
Reichhaltig ist das Spektrum der Haut- flügler. 
Charakteristische Arten der Wildbienen sind die Pelzbienen Anthophora bimaculata und Epeolus variegatus sowie die Wespenbiene Nomada rufipes. Die Goldwespe Hedychrum nobile kann ebenso wie ihre Wirte, die Knotenwespen Cerceris arenaria und Cerceris rybyensis, verbreitet und oft auf schütter bewachsenen Trockenrasen der Region angetroffen werden. Eine Rarität ist unsere schönste GoldwespeParnopis grandior. Noch häufig ist die Kotwespe (Mellinus arvsensis). Diese Spätsommer-Art kann auch an kleinflächigen Sandmagerrasen auftreten. Nicht selten sind die Silbermundwespen Crabro peltarius und Lestica subterranea in den mageren Sandrasen des Gebietes. In den heißesten Zonen der größeren Sandheiden der Region wurde auch die Borstige Dolchwespe (Scolia hirta) nachgewiesen. Zum Repertoire unserer Sandheiden zählen auch spinnenerbeutende Wegwespen. Häufige und charakteristische Arten sind beispielsweise Anoplius viaticus, Pompilus cinereus und Evagetes pectinipes.

Spinnen

Die Komplexe aus Sandtrockenrasen und Zwergstrauchheiden gehören zu den Lebensräumen mit der höchsten Artenvielfalt von Spinnen. Charakteristische Spinnenarten sind die sehr typische Heideradnetzspinne (Neoscona adianta), verschiedene Springspinnen wie Sitticus zimmermanni oder die Laufspinne Thanatus arenarius. Eine der prächtigsten heimischen Spinnen, die Zinnoberrote Röhrenspinne (Eresus cinnaberinus), ist ebenfalls ein kennzeichnendes, wenn auch seltenes Element der Zwergstrauchheiden und Trockenrasen in der Region.

© FH Eberswalde, J. Möller, 2003