Trockenrasen sind keine Naturlandschaften. Man könnte sie als „naturnah“ bezeichnen. Sie bildeten sich mit der „Landnahme“ durch den Menschen seit der Jungsteinzeit heraus. Erst mit dem Roden der auch in diesen Bereichen existierenden Wälder entstanden gehölzarme Trockenstandorte, in die aus osteuropäischen Steppengebieten Pflanzen einwandern konnten, welche an diese Standortbedingungen angepasst sind. Nach der Rodung der Wälder wurden diese Flächen in den früheren Jahrhunderten traditionell mit Schafen und Ziegen beweidet und damit offen gehalten. Sie wurden meist auch als dörfliche Almenden (Gemeinschaftsweiden) genutzt.
Ohne eine Beweidung oder Mahd würden diese Standorte jedoch in Folge einer natürlichen Sukzession über eine Verbuschung sich wieder in Wald umwandeln. Ihre Erhaltung ist daher langfristig an eine Nutzung gebunden.
Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft versucht man, auch diese Standorte in ertragreiches Wirtschaftsgrünland umzuwandeln. Meist scheiterten diese Bemühun- gen und es setzte in der Regel eine lange Auflassungsphase mit beginnender Verbu- schung ein. Auch Versuche der Aufforstung mit Pappelhybriden und anderen schnell- wachsenden Baumarten schlugen fehl.
Da diese Flächen meist etwas abgelegen und schwer zugänglich waren, nutzte man sie auch zur unkontrollierten Entsorgung von Gülle und anderen organischen Abprodukten. Es kam örtlich zu starken partiellen Eutrophierungen (Nährstoffeinträgen).
Erst nach und nach vollzieht sich auch in der Öffentlichkeit ein Wertewandel. Den hohen naturschutzfachliche Wert dieser Flächen gilt es zu erkennen und zu erhalten, zumal sie kulturgeschichtlich bedeutsame, jahrhundertlang ausgeübte Bewirtschaftungsformen repräsentieren und damit Teil unserer traditionellen Kulturlandschaft sind.