Hepatico-Tilio-Carpinetum betuli
Dieser Waldtyp gehört zur natürlichen Vegetationsausstattung des Trockengebietes der odernahen Region.
Die Vegetationsstruktur wird in der Baumschicht durch das waldbildende Auftreten von Hainbuche (Carpinus betulus) und Winter-Linde (Tilia cordata) gebildet. Als Mischbaumarten sind Elsbeere (Sorbus torminalis), Trauben-Eiche (Quercus petraea) sowie Vogel-Kirsche (Prunus avium) und Feld-Ahorn (Acer campestre) vertreten. An Sträuchern finden sich gelegentlich Hunds-Rose (Rosa canina), Weißdorn (Crataegus spec.) und Hasel (Corylus avellana) ein.
Üppig entwickelt ist die artenreiche Bodenvegetation, zunächst in ihrem Frühjahrsaspekt (Ranunculus ficaria, Anemone ranunculoides, Hepatica nobilis, Corydalis cava, C. intermedia), danach entwickeln sich in hoher Menge anspruchsvolle Gräser (Brachypodium sylvaticum, Bromus ramosus, Elmus caninus = Agropyron caninum Dactylis polygama, Festuca gigantea) und Kräuter (Pulmonaria obscura, Campanula trachelium, Sanicula europaea, Geum urbanum, Glechoma hederaceum, Aegopodium podagraria, Mercurialis perennis, Fragaria vesca, Polygonatum multiflorum). Durchschnittlich gedeihen auf 400 m² Waldfläche um 40 verschiedene Pflanzenarten.
Die Standorte werden durch subkontinentales Klima mit Niederschlägen unter 580-600 mm und, relativ gesehen, höheren Lufttemperaturen und geringeren Luftfeuchten im Sommerhalbjahr geprägt. Die lehmigen Böden vom Typ der Braunerde oder Rendzina sind nährstoffreich, oft kalkreich, die Humusform ist Mull (C/N-Verhältnis um 12). Bei bevorzugter ebener Geländelage ist der Wasserhaushalt im Jahresverlauf als mäßig trocken einzuschätzen.
Die Potenz zur Nettoprimärproduktion liegt auf durchschnittlichem Niveau mitteleuropäischer Wälder. Oberirdisch können im Zeitraum von 120 Jahren im Mittel insgesamt 8,4 t Trockensubstanz pro Hektar und Jahr gebildet werden, davon Holz 4,4 t, Laub 3,0 t und Bodenvegetation 1,0 t.
Farn-Ausbildung des Leberblümchen-Winterlinden-Hainbuchenwaldes im Gellmersdorfer Forst / aationalpark Unteres Oderetal
Forstlich gesehen liefern die bestandesbildenden Baumarten bei guter Bestandesstabilität nur zum Teil begehrte Holzsortimente, bei entsprechender Pflege kann vor allem über eine stärkere Eichenkomponente ein Wertgewinn erreicht werden.
Die gute Standortausstattung hat dazu geführt, daß das natürliche Vorkommen dieses Waldtyps zugunsten landwirtschaftlicher Nutzungsflächen extrem eingeschränkt wurde. Die wenigen erhaltenen Restbestände sind für den Naturschutz und die Landeskultur wertvolle Güter. Die Baumartenzusammenstzung der Bestände gibt Anregungen für den Waldbau in hiesigen trocken-warmen Regionen und für Aufforstungen in Agrargebieten.
Vorkommen:
NSG Gellmersdorfer Forst, Plateaulage Nordteil
NSG Zichower Wald, Nordwestteil