Endmoräne
Dr. sc. Gerd W. Lutze
Die Höhenzüge der Endmoränen bilden das Rückgrat der Geländeformen. Sie entstehen in Front des zum Stillstand gekommenen Gletschers, wenn aufgrund von Klimaänderungen kein „Nachschub“ mehr erfolgt und sich das ausschmelzende, herantransportierte Material unsortiert an der Gletscherstirn hoch auftürmt und ablagert.
Die Ablagerungen aus großen Gesteinsblöcken, Geschiebemergel und kleineren Sedimenten werden dann als Satzendmoräne bezeichnet. Durch längeres Verharren der Gletscher in einem engen Raum und durch mehrmaliges Abschmelzen, bei dem das feinere Material weg geschwemmt wird und die größeren Brocken liegen bleiben, entstehen die sogenannten Blockpackungen. Sie sind eine charakteristische Bildung der Satzendmoräne. Diese Blockpackungen mit einer Mächtigkeit von ein bis zwei Metern wechseln häufig mit Schichten aus Sanden, Kiesen und Geschiebemergel. Blockpackungen werden als ein wesentliches Kriterium der Endmoräne angesehen.
Durch kurzzeitige Vorstöße mit nachfolgendem Abschmelzen des Gletschers (Oszillationen) während dieser Phase kann es auch zu Stauchungserscheinungen im gerade abgelagerten Sedimentpaket kommen. Es entstehen Stauchendmoränen bzw. sehr „lebhaft“ wirkende Stauchungsgebiete.
In Folge dieser Vorgänge können auch Materialien aus älteren Erdzeitperioden oder sogar voreiszeitlicher Sedimente und Bildungen nach oben gepresst werden, so z.B. Tone in der Nähe von Joachimsthal und Bad Freienwalde sowie Braunkohle in der Nähe von Hohenfinow. Da diese gewaltigen Vorgänge natürlich nicht immer nur in „reiner“ Form erfolgten, sondern beide Erscheinungen kombiniert auftraten, finden sich im Gelände auch Mischformen. Es soll aber auch darauf hingewiesen werden, dass es im Gelände nicht immer klar ist, ob es sich bei einem bestimmten Hügel oder Höhenzug um eine Endmoräne handelt. Es könnte sich z.B. auch um eine kuppige Grundmoräne oder einen Kames handeln. Hilfreich ist da ein Blick auf eine geologische Karte, z.B. die Geologische Übersichtskarte des jeweiligen Landkreises (s. Landesamt für Bergbau und Geologie Brandenburg).
Charakteristische Endmoränen im Bereich der Märkischen Eiszeitstraße
Die Lage und Verbreitung der Endmoränen einschließlich der wichtigsten Stauchungsgebiete im Nordosten Brandenburgs ist aus der Karte zu ersehen. In Verbindung mit den gleichzeitig dargestellten Sandern vermitteln sie den Eindruck von der Zusammengehörigkeit beider Landschaftsformen.
Endmoräne des Pommerschen Stadiums der Weichselkaltzeit
Das Pommersche Stadium der Weichsel-Kaltzeit formte das am stärksten gegliederte Relief in den europäischen Jungmoränengebieten. Aus dem girlandenartigen, oft in weiten Bögen schwingenden Verlauf eines Endmoränenzuges ist noch die „lobusartige“ Form der ehemaligen Gletscherfront zu erahnen (Schlaak 1999). Die Pommersche Haupteisrandlage ist der morphologisch markanteste Endmoränenzug des Nordostdeutschen Tieflandes. Die großartige Ausprägung der Moränenrondelle des Pommerschen Stadiums erscheint im Raum der Märkischen Eiszeitstraße als eine Hügelkette von 80 – 120 m über NHN.
Besonders hervorhebenswert sind der Parsteiner Hauptbogen (mit Senftenhütter, Groß Ziethener, Choriner und Lieper Spezialbogen) im Osten und der Joachimsthaler Bogen im Westen. Insgesamt erstreckt sich dieser Endmoränenzug im Nordosten Brandenburgs als Hügelkette von Oderberg im Osten bis nach Feldberg (schon Mecklenburg-Vorpommern im Nordwesten). Nach heutigen Erkenntnissen benötigte die Kaltzeit zum Aufbau der Pommerschen Endmoräne (Pommersche Eisrandlage), rund 1000 Jahre für den Aufbau dieser Endmoräne.
Die wesentliche Reliefformung in dieser Region geht auf den weit nach Süden vorstoßenden Odergletscher während des Pommerschen Stadiums der Weichsel-Kaltzeit zurück, der in diesem Raum eine große Kraftwirkung und Sedimentführung erreichte (Gärtner 1998). Während eines längeren, quasi stabilen Eisrandes wurden die charakteristischen Satz- und Stauchendmoränen der Pommerschen Haupteisrandlage ausgebildet, die häufig durch beeindruckende Blockpackungen gekennzeichnet sind (Gärtner 1998).
Die Endmoränenkörper sind hauptsächlich auf Stapelungs- und Stauchungseffekte der Gletscher des Pommerschen Stadiums zurückzuführen. Dass für einzelne Abschnitte aber auch eine Anlehnung an ältere, vorweichselzeitliche Formen angenommen werden kann, belegen die Lagerungsverhältnisse im Endmoränenkern bei Schiffsmühle auf der Neuenhagener Oderinsel (Bussemer, Gärtner & Schlaak 1994).
Endmoräne der Gerswalder und Ücker Staffel
Sehr imposante Endmoränenzüge wurden beim Gletschervorstoß der Gerswalder und Ücker Staffel gebildet. Vermutlich hatten auch schon älteren Stadien das Gelände vorgeformt. Diese Endmoränenzüge stellen gewissermaßen den landschaftlichen Rahmen um den Oberen und Unteren Ückersee dar. Hierbei handelt es sich zum großen Teil um Stauchungsgebiete
Endmoräne des Frankfurter Stadiums
Im Süden des Bereiches der Märkischen Eiszeitstraße wird die Eisrandlage des Frankfurter Stadiums der Weichsel-Kaltzeit gelegt. Allerdings ist in diesem Gebiet der Verlauf sehr unbestimmt. Von den Stauchungsmoränen am Ostrand der Barnim-Hochfläche (etwa im Bereich von Bad Freienwalde) über den Mittleren Barnim westlich von Biesenthal bis südlich von Lychen (Hohenlychen) wird der Verlauf vermutet. Entgegen früheren Auffassungen, nimmt heute man Abstand von einer graphischen Darstellung des Verlaufes der Eisrandlage (mündl. Information Dr. P. Gärtner).
Literatur
Schlaak, N. (1999): Nordostbrandenburg – Entstehungsgeschichte einer Landschaft. Entdeckungen entlang der Märkischen Eiszeitstraße. Heft 1, 50 S.