Nachruf – Dr. sc. Hans Domnick – engagiert für die Erforschung von Landschaft und Kultur im Nordosten Brandenburgs

Der Eberswalder Forstwissenschaftler und unser langjährige Präsident der „Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V.“ verstarb am 14.06.2025.

Hans Domnick wurde im sächsischen Meißen geboren. Seine Schul- und Jugendzeit waren gekennzeichnet durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges, sodass er erst 1945/46 die Mittlere Reife abschließen konnte.

Schon sehr früh war sein beruflicher Werdegang durch die Liebe zum Wald vorgezeichnet. Im Jahr 1946 begann er zunächst als ungelernter Waldarbeiter und dann als Waldarbeiterlehrling im Forst Kreyern (Forstamt Moritzburg), wofür sein Vater dem Forstmeister noch eine Vergütung zahlen musste. Allerdings erhielt die Familie dafür Deputatholz, dass ihr das Leben in schwerer Zeit erleichterte.

In den Jahren 1950 bis 1953 absolvierte er die Forstfachschule in Tharandt. Der Abschluss war die Grundlage für die Delegierung zum Auslandsstudium in der Sowjetunion. Von 1953 bis 1958 studierte er an der Forsthochschule in Moskau-Mitischi. Während dieser für ihn sehr prägenden Zeit war es ihm vergönnt, sich als einziger Ausländer an einer Expedition zur Einrichtung von Forststrukturen in den Nordural zu beteiligten. Gelegentlich eines Vortrages berichtete er vor einigen Jahren davon, wie sich damals die Expeditionsteilnehmer, noch ganz ohne Luftbilder, Navi und ohne moderne Karten, in bis dato noch vollkommen unerschlossenen Wäldern wochenlang nur mit Kompass und einfachen Gerätschaften orientierten und sich von selbst geschossenen Birkhühnern ernährten.

Während der Studienzeit entwickelt Hans Domnick ein starkes Verständnis zum Gastland und zu den Menschen seiner sowjetischen Partner.

Schließlich lernte er in dieser Zeit auch seine spätere Gattin kennen.

Nach dem Studium wirkte er zunächst als forstlicher Betriebsassistent in der Dresdener Heide und anschießend bis 1965 als Oberförster in Lutherstadt Wittenberg (im Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Bad Düben). In dieser Zeit sammelte er reichlich praktische Erfahrungen bei der Bewirtschaftung und Pflege der hiesigen Wälder.

Eine große Veränderung im Leben von Hans Domnick trat ein, als er im Jahre 1965 zum Abteilungsleiter für Information und Dokumentation an das Institut für Forstwissenschaften Eberswalde (IFE) berufen wurde. Das Institut war erst 1963 auf Regierungsbeschluss als zentrales Forschungs-, Entwicklungs- und praktische Überleitungszentrum der Forstwirtschaft in der DDR gegründet worden. Es entwickelte sich in Eberswalde bald zur größten forstlichen Forschungsanstalt in Mitteleuropa. Zur damaligen Zeit war die Serviceleistung der Informationsversorgung für Wissenschaft und Praxis durch eine spezielle Abteilung von besonderer Bedeutung.

Höhepunkte der wissenschaftlichen Qualifikation von Hans Domnick waren die Promotion zum Dr. rer. silv. 1973 an der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR und im Jahr 1980 die Habilitation zum Dr. sc. phil. an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Die wissenschaftliche Publikationstätigkeit des IFE fand zunächst vorwiegend in den Forschungsberichten statt. Ab 1972 erfolgten die Publikationen mehrheitlich in dem vom IFE herausgegeben „Beiträgen für die Forstwirtschaft“, deren verantwortlicher Redakteur Dr. sc. Hans Domnick war. Die erarbeiteten Forschungsberichte wurden mehrheitlich von der Abteilung Information des IFE als Mikroplanfilm archiviert. Die Mikrofiche-Karteien und eine Reihe von weiteren Forschungsberichten sind später in das Archiv der Landesforstanstalt (LFE) übernommen worden.

Internationale Erfahrungen gewann er u.a. als Mitglied der DDR-Vertretung im Holzkontor der Europäischen Wirtschaftskommission (ECE) der UNO, die mit Reisen nach Österreich, Schweden und in die Schweiz verbunden waren.

Im IFE engagierte er sich u.a. für die Einführung und Nutzung (damals) moderner Technologien der Speicherung und Verarbeitung wissenschaftlicher Dokumente und Informationen.

Als langjähriger Leiter der Abteilung hat Dr. Hans Domnick mit seinen Mitarbeitern/innen vielfältige und anspruchsvolle Dienstleistungsaufgaben für die Wissenschaftler/innen der Forschungsabteilungen geleistet. Dr. sc. Hans Domnick war bei den Mitarbeitern/innen des IFE durch seine bescheidene, höfliche und freundliche Art anerkannt und beliebt.

Bei seinem fachlichen Wirken fühlte er sich immer stark mit dem Institut verbunden, sodass ihn die Schließung des Institutes 1991 persönlich sehr hart traf. Die anschießende Arbeitslosigkeit, so kurz vor dem Ruhestand, war wohl für ihn, wie auch für viele seiner ehemaligen Kollegen, eine der schwierigsten Phasen in seinem Leben.

In dieser politischen Wendezeit verlor der Wald, außer den sehr vielen fachkundigen Betreuern vor Ort, auch unverdient eine tief in ihm verwurzelte überregionale deutsche forstliche Forschungsanstalt mit langjährig aufgebautem Wissenspotential (G. Hofmann).

Der erzwungene „Ruhestand“ währte nicht lange und Dr. sc. H. Domnick erschloss sich, im Bunde mit gleichgesinnten Kollegen, ein neues Betätigungsfeld auf dem Gebiet eines fachbezogenen Tourismus. Mit hoher Arbeitsintensität engagierte er sich von Anfang an für die „Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V.“. In der Anfangsphase dieses Projektes bot die „Märkische Eiszeitstraße e.V.“ zahlreichen, arbeitslos gewordenen Kolleginnen und Kollegen eine sinnvolle und nachhaltig wirkende Beschäftigung, für die sie ihm dankbar in Erinnerung behalten. Dr. sc. H. Domnick widmete sich mit der ihm eigenen Gründlichkeit und Beharrlichkeit dem neuen Wissensgebiet bezüglich der glazialen Landschaftsgenese und der Siedlungs- und Kulturgeschichte im Nordosten Brandenburgs.

Langjährig engagierte er sich auch für den Aufbau und die Gestaltung des Geoparks Eiszeitland am Oderrand.

Schon im hohen Alter versuchte er mit Kollegen, bisher nicht darstellbare Landschaftsstrukturen mittels Laserscandaten visuell abzubilden. Er blieb bis zum Ende neugierig und Neuem aufgeschlossen.

Sein unermüdliches, ehrenamtliches Wirken für den Tourismus in der Region fand eine hohe Anerkennung nicht nur bei den im Tourismus Tätigen. Die Mitglieder und Freunde der „Märkischen Eiszeitstraße e.V.“ schätzten seine umfassenden regionalen Kenntnisse.

Dr. sc. Hans Domnick werden unsere Mitglieder, Mitstreiter und ehemaligen Mitarbeiter der Märkischen Eiszeitstraße sowie viele Freunde und Bekannte in der Region ihm Barnim-Uckermark für sein initiativreiches, menschliches Wirken mit Anerkennung und Achtung in Erinnerung behalten.

Dr. sc. Gerd W. Lutze

Dr. Hans-Joachim Pohle

Im Namen der Mitglieder und Freunde der „Märkischen Eiszeitstraße e.V.“

Eberswalde, 12.07.2025

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